Seit geraumer Zeit spricht man im Zusammenhang mit Bildung nicht mehr von Fähigkeiten oder Methoden, sondern von „Kompetenzen“. Das weist auf einen grundlegenden Strukturwandel im Bildungswesen hin.
Nicht mehr länger sollen Schüler ganz konkrete Handlungsfolgen beherrschen können, sondern vielmehr zu wandelbaren Individuen werden, die sich neue Methoden sehr schnell selbst aneignen können und kreativ Probleme lösen. Eine neue Art von Schulen, die sich mehr und mehr durchsetzt, bestätigt diesen Trend.
Was muss die Schule der Zukunft lehren?
Moderne Lernumgebungen entfernen sich zunehmend von der Devise, nach der primär frontal und „top down“ gelehrt wird. Die Kinder sollen weniger „belehrt“ werden, sondern vielmehr zum eigenständigen Lernen und zum Formulieren von Lernzielen erzogen werden. Das befähigt sie in Zukunft, sich auf dem extrem beschleunigten und ständig wandelnden Arbeitsmarkt zurechtzufinden.
Sie begegnen veränderten Bedingungen dann nicht mehr mit Ohnmacht, sondern können selbstständig einen Plan ins Auge fassen und sich die für den Erfolg notwendigen Fertigkeiten selbst aneignen. Die Klax Schule ist ein gutes Beispiel für diese veränderte Herangehensweise. Die Lehrer hier verstehen sich weniger als Dozenten, sondern mehr als „Lernbegleitende“.
Gemeinsam mit den Schülern entwickeln sie schon in den Grundstufen 1 bis 4 Lernziele, die die Kinder so weit wie möglich selbst erreichen sollen. Gleichzeitig lernen die Kinder, ihren Kenntnisstand zu reflektieren und so ihren Erfolg messbar zu machen. Damit sind sie auf einen veränderten und sich weiter verändernden Arbeitsmarkt gut vorbereitet.
Was ist eine Kompetenz?
Relevant ist der Begriff der Kompetenz spätestens seit der PISA-Studie aus dem Jahre 2000/2001. Hier wurden zum ersten Mal statt konkretem Wissen eher abstrakte Fähigkeiten abgefragt – mit den bekannten Ergebnissen: Deutschland schnitt im europäischen Vergleich eher schlecht ab, vom „PISA-Schock“ war die Rede. Seitdem stellen Schulen ihre Lehrkonzepte mehr und mehr um und achten eher darauf, dass Schüler Kompetenzen erwerben, so etwa Schreib- und Lesekompetenz, statt dem Auswendiglernen.
Mitunter gehen die neueren Konzepte so weit, dass traditionelle Formen des Lernens gänzlich abgeschafft werden sollen. Erst im letzten Jahr wurde diskutiert, ob eine einheitlich erlernte Schreibschrift an den Schulen noch sinnvoll sei. Pädagogen bemängelten, der Fokus auf eine konkrete Form der Schreibschrift werfe die Schüler zurück.
Sie müssten etwas üben, was sie später ohnehin nicht brauchen: Die meisten Schüler kehren in späteren Schulklassen wieder zu einer Druckschrift oder einer Mischform zurück. Viel wichtiger sei es, den Kindern eine überhaupt lesbare Schrift beizubringen. Hier wird der Wechsel hin zum kompetenzorientierten Unterrichten sehr deutlich.
Ständiger Wechsel: Warum Kinder heute anders lernen müssen als früher
Zugegeben: Dass die Arbeitswelt sich im ständigen Wandel befindet, ist keine neue Erkenntnis. Schon vor 100 Jahren war das, was einmal an der Schule gelehrt wurde, in der Folgegeneration womöglich bereits veraltet und unbrauchbar. Wohlgemerkt: Innerhalb einer Generation! Die Sozial- und Bildungswissenschaften vermerken aber seit wenigen Jahrzehnten einen Trend zur immer stärkeren Beschleunigung dieser Prozesse. Was für den einen Jahrgang noch unverzichtbarer Stoff war, ist fünf Jahre später womöglich bereits unbrauchbar.
Deswegen stellen Schulen und Lehrkräfte mehr und mehr auf Methoden um, die weniger konkrete Inhalte und Fähigkeiten vermitteln, sondern vielmehr auf Meta-Fähigkeiten – also die Fähigkeiten, sich Fähigkeiten anzueignen – setzen. Schon heute wird von vielen jungen Arbeitnehmern verlangt, dass sie sich eigenständig neue Sachkenntnis und Methoden beibringen können, wenn es das veränderte Arbeitsumfeld verlangt. Nicht umsonst stehen auf vielen Stellenausschreibungen mehr und mehr Kompetenzen und immer weniger konkrete Fertigkeiten als Voraussetzung.
Anders gesagt: Wo man früher noch zwei Fremdsprachen und ein Jahr Berufserfahrung in einem verwandten Feld vorweisen sollte, muss man heute bereit sein, eine entsprechende Sprache zu lernen und einen Beruf nach den Erfordernissen der Wirtschaft selbst auszugestalten. Das erfordert einen grundlegend anderen Schultypus, der diese dynamischen Anforderungen an die zukünftigen Arbeitnehmer mitdenkt.