„Schwerhörig“ nennen Eltern ihre Kinder manchmal scherzhaft, wenn diese auf klare Anweisungen nicht oder schlicht gegenteilig reagieren. Dabei ist das Thema überhaupt nicht lustig. Schwerhörigkeit trifft durchaus nicht nur alte Menschen, sondern kann auch bei Kindern vorkommen. In diesem Fall ist sie ziemlich schwer zu diagnostizieren. Dieser Artikel klärt auf.
Wie erkenne ich, ob mein Kind schlecht hört?
Erste Anzeichen für eine Fehlbildung des Gehörs sollten unbedingt ernst genommen werden, da eine früh erkannte Schwerhörigkeit bei Kindern gut behandelt werden kann. Plötzliche und laute Geräusche, wie etwa ein herunterfallendes Glas, sollten bei einem normalen Kleinkind ein kurzes Erschrecken auslösen. Das muss nicht forciert werden, da im normalen Baby-Alltag ohnehin häufig etwas zu Bruch geht.
Ratgeber zum Thema Hören weisen auch darauf hin, dass ein akustischer Schockmoment genauer Beobachtung bedarf: Kann das Kind die Quelle des Geräuschs lokalisieren? Das menschliche Gehirn ist so strukturiert, dass es mögliche Gefahren schnell ausfindig macht. Das betrifft auch Kinder. Erschrecken ist ein ureigener Mechanismus, der vor plötzlichen Angriffen schützen soll.
Kinder, die einer Geräuschquelle nachgehen, etwa indem sie sich schnell umdrehen, haben ein gutes Verständnis für den Raum und ein funktionales Gehör. Es braucht für einige grundlegende Tests noch nicht mal ein besonders lautes Geräusch. Babys drehen ihren Kopf zur Geräuschquelle auch, wenn sie nur etwas Ungewöhnliches hören, beispielsweise ein Fingerschnippen. Doch was, wenn dem nicht so ist?
Was tun, wenn mein Kind schlecht hört?
Sollten sich erste Anzeichen ergeben, dass das Kind nicht gut hört, muss dringend ein Arzt aufgesucht werden. Insbesondere über das Hören lernen Kinder in den ersten Lebensjahren, mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten. Sie gewöhnen sich an die Stimmen der Eltern, imitieren die Sprache und formen so ein Bewusstsein für Menschen, die sich in ihrer unmittelbaren Umgebung aufhalten. Das ist nicht nur aus kognitiver, sondern auch aus sozialer Sicht unerlässlich für eine spätere Entwicklung.
Kinder, die schon im Baby-Alter schlecht hören oder gehört haben, haben später meist unterentwickelte soziale Fähigkeiten, sind still oder schreckhaft, sprechen schlecht oder gar nicht. Ein Hörtest beim Arzt kann Klarheit verschaffen: Hört mein Kind seinem Alter entsprechend richtig? Sollte das nicht der Fall sein, kann eine Behandlung und eine Rehabilitation beginnen. Je eher der Hördefekt festgestellt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er von einem Arzt behoben werden kann.
In vielen Fällen kann eine zeitige Behandlung eines Hörschadens dazu führen, dass das Kind im späteren Verlauf seiner Entwicklung seine Hörfähigkeit im vollen Umfang wiedererlangt. Deswegen ist es unerlässlich, dass Eltern ihren Nachwuchs vor allem in den ersten Lebensmonaten konstant beobachten und Unregelmäßigkeiten – wie zum Beispiel das Ausbleiben einer Reaktion auf ungewöhnliche Schallquellen – rechtzeitig bemerken.